4. Leben in der Smeura
19.11.2013 Am nächsten Morgen sagte mir „sista“ das sie nichtmehr hier bleiben mag, sondern auch etwas anderes sehen wolle! Diese Aussage lag den italienischen „Tierschützern“ wie ein Stein im Magen, da nun die ganze Arbeit meiner Mitfahrerin übergeben wurde.
Da ich jedoch auch weiter Reisen wolle, aber meine Beifahrerin nicht in Stich lassen wollte, hab ich ihr angeboten, sie wieder zurück nach Österreich zu bringen! (Dies kann durch eine Tonbandaufzeichnung am Handy belegt werden! )
„sista“, meine neue Beifahrerin und ich begaben uns auf die Suche nach den grössten Shelter Europas. Wir wussten lediglich das dieser Shelter in der Stadt Smeura sein solle. Wir suchten und suchten und suchten, fanden wieder viele Hunde denen wir auch mit unseren Futterspenden einen zusätzlichen Lunch bereiteten.
Die Kommunikation zu den dort lebenden Einwohnern ist selbst mit Hände und Füsse sehr schwierig! Die dachten sicher das ich ein irrer bin der immer wauwauwau sagte.
Sehr hilfreich ist hier das App am Handy Google-Übersetzter! Deutsch – rumänisch! Lesen können ja zum Glück fast alle! Das Tierheim Smeura liegt nach dem Ortsende Smeura, ca. 2 km auf einer Landstraße. Man kommt zuerst an der Tötungsstation vom Bürgermeister vorbei, welcher diese Tötungsstation unabsichtlich vor dem Tierheim baute.
Endlich haben wir auch das Tierheim gefunden
und unser Glück war auch noch, das eine blondhaarige Deutsche anwesend war! Sie hat sich auch bereit erklärt uns eine kleine Führung durch die Smeura zu machen. Krankenstation, Behindertenstation, Welpenbereich und diese irre große Anzahl an Hunden! ca. 4000-5000 Hunde!
Wir waren beide sehr überrascht und zugleich glücklich die Anlage in einem sehr guten Zustand zu finden.
Alle Hunde haben eine volle Futterschüssel. Das Gebell ist so laut. Wahnsinn! Alle anwesenden Arbeiter geben echt alles für die Hunde. Es ist wirklich schön anzusehen das so viele Menschen sich so sehr für die Fellnasen einsetzen.
Wir bekamen sogar 2 Adressen von Hotels wo wir übernachten könnten, welche recht preisgünstig waren.
20.11.2013 Aufstehen, Frühstück einnehmen, in die Gummistiefel rein und ab ins Tierheim für geliebte Hundeseelen! Heute war ein ganz besonderer Tag!
Wir durften mit dem Transporter in die Tötungsstation mitfahren und haben 35 Hunde gerettet. Leider war absolutes Fotografier und Filmverbot. Als wir mit dem Transporter vor den Käfigen stehen geblieben sind, spürte man die Todesangst der dort „inhaftierten“ Hunde. Es war so leise.....gespenstisch leise... kein Hund machte ein Laut! Eine eigenartige Stimmung hier in der Tötung! Die Hunde wurden von den erfahrenen Tierschützern geimpft und in die Transportboxen verladen. Jeder Hund bekam auch noch seinen „Ohrklipp“ der signalisierte das der Hund geimpft wurde. Es war sehr erschreckend traurig dort! Wer da keine Tränen in den Augen hatte, der hat kein Gefühl! Anderseits ist es auch sehr schön die Tiere zu befreien und ihnen eine Tötung zu ersparen. Die Hunde wurden anschließend in ihr neues „zu Hause“ das Tierheim Smeura gebracht.
Anhand der „Ohrklipp“ Nummer habe ich mir ein paar Hunde aufgeschrieben um sie nachher besuchen zu können. Ich wollte mal wissen, wie gefährlich sind die Hunde welche den Henker fast ins Auge blicken mussten.
Das riesengroße Areal des Tierheim Smeura ist unterteilt in Reihen und Boxen, jede Reihe hat ihre Nummer und in jeder Reihe befinden sie viele Boxen welche ebenfalls nummeriert sind! Anhand der Ohrklippnummer sagt eine nette Dame einen die Box bzw. Reihennummer wo man diesen Hund findet, so ist es ohne viel Umwege möglich den Hund aus ca. 4500 Hunden zu finden. An der richtigen Box angekommen sieht man an der Gitterwand die „Lebensläufe“ der Hunde!
Die Hunde bellten unaufhörlich! Ich lies mich aber nicht beirren und ging in die Box der bellenden Hunde. Sofort schlug die Stimmung der Hunde von bellen auf „wer ist den das? Was will den der? um. Fast alle Hunde kamen zu mir und beschnüffelten mich und forderten richtig Streicheleinheiten ein. Ich hab mich auf eine Hundehütte gesetzt und beobachtete einfach die Hunde in der Box. Es waren einige sehr ängstliche, einige sehr zutrauliche, und die anderen taten so als wäre ich nicht hier. Ich streichelte die Hunde welche zu mir kamen und war auch unter ständiger Beobachtung der anderen Hunde. Nach einer weile verstummte auch das bellen in den Nachbarboxen und man glaubte, selbst ein Hund zu sein. Man glaubte sich in die Lage des Hundes hinein fühlen zu können. Immerhin roch ich auch schon wie ein Straßenhund! Den Rest des Tages verbrachte ich in dieser Box. Ich war so gerührt von den Straßenhunden. Sie waren alle auf ihre ganz bestimmte, einzigartige Art, tolle Lebewesen.
Am Nachmittag durfte ich beim Verladen der Hunde, welche nach Deutschland reisen durften dabei sein.
Es war sehr berührend und schön mitanzusehen das die Hunde welche hier verladen werden, bald ihr neues zu Hause bekommen.
Alle Hunde wurde anhand einer Liste und ihren Chip kontrolliert! Der blaue Impfpass war natürlich auch mit dabei. Jeder Hund bekam zusätzlich ein weisses Stoffhalsband wo seine Identifikationsnummer oben war.
Es durften auch 3 Pensionisten und ein Hund mit fehlenden Unterkiefer ausreisen, welcher in Deutschland eine Unterkieferprotese bekommt! Das war einer der schönsten Momente auf meiner Reise!
Um 16:00 Uhr ist „Dienstschluss“ in der Smeura und ich brauchte mal eine Dusche! Bevor ich noch ins Hotel fuhr, musste ich eine Kleinigkeit im Fastfood-Restaurant essen. Ich ernährte mich in dieser Woche fast ausschlieslich von Fastfood! Zum Glück haben die auch einen guten Salat! Das rumänische Essen, trifft nicht unbedingt meine Geschmacksnerven positiv!
21.11.2013 Bei offenen Fenster schlafen, ist für mich leider nicht möglich. Man wird ständig von irgendeinen bellenden Hund geweckt. In Smeura sind fast alle freilaufende Strassenhunde bereits geimpft und kastriert! Erkennbar am grünen Ohrklipp! Ganz vereinzelnd findet man noch unkastrierte, aber da muss man schon wirklich danach suchen! Das TH Smeura macht einen wirklich vorbildlichen Tierschutz. Wenn jemand vor hat nach Rumänien zu fahren, ist der Besuch im TH Smeura absolute Pflicht!
Frisch geduscht fuhr ich wieder zur Smeura, bin gespannt wie die Hunde reagieren auf mich! Aber bevor ich in meiner „Lieblingsbox“ ankam, durfte ich noch zur „Behindertenstation“ gehen.
Es war unheimlich traurig, die vielen Hunde zu sehen, welche nurmehr auf 2 pfoten gehen konnten. Aber all diese Hunde waren sowas von zutraulich, das war mir fremd! Sie bettelten richtig um Zuneigung und Liebe. Es war auch erstaunlich wie „gut“ sie sich fortbewegen konnten.
Da bei den behinderten Hunden die Nägel nicht natürlich abgenutzt werden, müssen hier die Nägel vom fachkundigen Personal geschnitten werden. Auch ein Besuch in der Krankenstation war nochmals angesagt! Ein Hund der absichtlich mit Säure übergossen wurde, war Patient dort. Trotz dem was diesen Hund von Menschen angetan wurde, war er so Zutraulich und lieb! Er begrüsste mich mit gaaanz vielen Bussis!
Ich war auch wirklich überrascht, wie sauber es dort überall ist! Das Personal leistet wirklich eine tolle Arbeit.
Nach den kurzen „Abstecher“ ging ich nun endlich in die Box. Ich wurde gleich freundlich von der Hälfte der Insassen begrüßt und setzte mich wieder auf die Holzhundehütte. Nun kamen erstmals auch die schüchternen Hunde zu mir.
Ich bereute es, nicht mehr Hände zu haben, da ich mehr Hunde streicheln sollte als ich konnte. Das Erlebnis einen Hund streicheln zu dürfen , welcher vorerst misstrauisch war und nachher volles Vertrauen hat, ist sehr schön.
Am Nachmittag machte ich eine „große“ Runde durch das ganze Tierheim! Filmte und fotografierte viel und jedesmal das gleiche. Hunde bellten einen an und sobald man sich hinkniet und die Hand hinstreckte wurde man geküsst von allen Hunden.
Habe keinen einzigen agressiven Hund gesehen! Bei einigen Hunden merkt man schon das sie verängstigt und unsicher sind, aber bösartig.....kein einziger!...........
22.11.2013 Am nächsten Morgen war für mich der Abschied gekommen. "sista" blieb noch hier und da meine erste Mitfahrerin mir über Facebook ausgerichtet hat, das sie bereits einen Flug nach Deutschland gebucht hatte, musste ich alleine weiter fahren. Der Abschied vom TH Smeura war nicht gerade leicht! So viele Hunde musste man zurück lassen. So viele Hunde müssen den Winter überstehen. So viel Leid und so arme Hunde gesehen! Ach könnte ich doch alle retten! Meine geliebten Strassenhunde...